Die SchwabenSPD trauert um den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Dieter Lattmann, der am 17. April 2018 in München gestorben ist.
Dieter Lattmann hat mit seinem Wirken von 1972 bis 1980 wesentlich (neben Günter Wirth) das Gesicht und die politische Haltung der Allgäuer SPD geprägt, besonders durch sein Wirken in der Friedensbewegung.
Seine Herkunft, sein Bewusstsein und seine Haltung waren für viele Menschen im Allgäu ein Beispiel für eine solidarische und verantwortungsvolle Gesellschaft in der Verpflichtung für kommende Generationen. Respekt und Anerkennung fand er auch beim politischen Gegner. Seine Haltung ist weiter unser Auftrag, auch wenn viele jüngere Mitglieder ihn persönlich nicht mehr gekannt haben. Seine Bücher, besonders über die "Bonner Republik" vermitteln auch heute noch gültige Eindrücke. Seinem Streben sind heute weiter grundlegenede sozialpolitische und kulturelle Gesetze zu verdanken.
Nachstehend ein Auszug aus der Würdigung der Vorsitzenden Eva Leipprand des Deutschen Schriftstellerverbands: "Dieter Lattmann wurde am 15. Feburar 1926 in Potsdam geboren. In der Ära Willi Brandts ist es ihm gelungen, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller in einem Gesamtverband zusammenzuführen und als Gründungsvorsitzender ihren Anliegen in der Politik Gehör zu verschaffen. Gemeinsam mit Heinrich Böll, Günter Grass, Martin Walser, Ingeborg Drewitz und anderen Autorinnen und Autoren setzte er sich im 1969 gegründeten VS, dem Verband Deutscher Schriftsteller, für eine Anbindung an die Gewerkschaft IG Druck und Papier ein."
Er habe auch den Begriff "Einigkeit der Einzelgänger" geprägt, der als Motto über dem 1. Schriftstellerkongresses 1970 in der Stuttgarter Liederhalle stand. 1972 bis 1980 war Lattmann für die SPD Mitglied des Deutschen Bundestags, wo er sich nicht nur für seinen Allgäuer Wahlkreis, sondern auch unermüdlich für die Sache der Schriftstellerinnen und Schriftsteller eingesetzt habe. Die Novellierung des Urheberrechts, die Durchsetzung des Bibliotheksgroschens sowie das 1981 beschlossene Künstlersozialversicherungsgesetz sind für immer mit seinem Namen verbunden. Die Künstlersozialkasse sei eine Errungenschaft, die die soziale und wirtschaftliche Lage aller Kreativen entscheidend verbessert habe.
Dieter Lattmann habe immer eine klare politische Haltung gezeigt, betont die VS-Vorsitzende Eva Leipprand, und sei auch eine der zentralen Figuren der Friedensbewegung der 80er Jahre gewesen. Politisches Denken gebe seinen Büchern ihre spezielle Färbung. Lattmann konnte, wie er selbst sagte, "Politik und Literatur nicht trennen". Die in regelmäßigen Abständen erscheinenden Werke seien jedes für sich ein eigenes Ab- und Überschreiten der Grenzen zwischen Literatur und Politik. "In seinem Schreiben pflegte er einen klaren, jedes Klischee vermeidenden Stil, der vor keiner Wahrheit Halt machte, auch vor keiner Selbsterkenntnis, so tiefgehend sie sein mochte."
Quelle: SPD Kempten